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Reinkarnation

«„Wiederverleiblichung", der Eintritt einer als unabhängig vom Körper existierend gedachten Einzelseele in eine neue irdische Existenz (s. Seelenwanderung).»

Und:

«Seelenwanderung, der auch mit Metempsychose, Palingenese und Reinkarnation bezeichnete Geburtenkreislauf durch wiederholte Erdenleben in verschiedenen Existenzweisen, zu denen meist auch tier., gelegentl. pflanzl. gerechnet werden. Das klass. Land des Wiedergeburtsglaubens ist Indien. Die S. ist erstmals in den ind. Upanischaden nachweisbar und bereits dort mit dem Gedanken verbunden, dass jede neue Existenz durch die Vergeltungskausalität der Tat (=Karma), d. h. durch das Verhalten im vorherigen Leben, bestimmt werde. Hinduismus, Dschainismus und Buddhismus haben die Idee der S. übernommen; der Buddhismus sieht den Austritt aus dem leidvollen Kreislauf der Wiedergeburten in seinem Heilsziel, dem Nirwana. Die Eingeborenen Neuguineas und Neuseelands nehmen an, dass die Seelen der Vorfahren in ihren Nachkommen eine erneute Verkörperung finden. Im Altertum bekannten sich die Orphik, Platon, die Pythagoreer sowie Mani zur Seelenwanderung. In neuerer Zeit ist sie aus ind. Traditionen von der Theosophie und der Anthroposophie übernommen worden.»

Seit dem Erscheinen dieser Zitate in Band 21, Sche–Sm, von Meyers Enzyklopädisches Lexikon (9. Auflage, Mannheim 1977) sind nun 11 Jahre vergangen; seither bekennen sich noch viele andere Esoterik-Bewegungen inklusive „New Age" zu Glaubensvarianten an die Reinkarnation und die Medien schwappen nur so über von Kurs-, Seminar- und gar „Therapie"-Angeboten. 1987 fand im World Trade Center der berühmten Schweizerischen Mustermesse in Basel sogar eine „Tagung" mit der „Reinkarnation" als Hauptthema statt, die den gesunden Menschenverstand zum Verwundern über diese immer wieder umsichgreifende Demenz veranlasste: Allein schon die in den Folgerungen zum Ausdruck kommende Verhöhnung unserer ethischen Werte und der Menschenwürde überhaupt ruft danach, diese Konsequenzen kurz zu erörtern.

Bin ich beispielsweise Jude, dann sagt mir der Karmaglaube des Anthroposophen doch in schier unerträglicher Selbstgefälligkeit, durch das Holokaust (=‘Ganzbrandopfer’) seien halt die der „Vergeltungskausalität ihrer Taten im vorherigen Leben" verfallenen Menschen (oder gar Tiere: da soll’s ja beginnen!) bestraft worden; rechnen wir noch alle früheren Pogrome hinzu, so ist logischerweise zu folgern, dass die Bösen Seelen in der 4. Dimension oder „gleichsam in riesigen Lager- oder Zeughäusern" säuberlich gestapelt und dann effizienterweise in globo hier geboren werden, wo sie durch die Schinder der „Machenden Kräfte" – zuletzt durch die Faschisten resp. Fascesträger also – sogleich zu misshandeln und gebührlich umzubringen sind –:– angefangen beim Säugling, der kaum einen Tag lang das „Licht" der Erde erblicken darf, bis hin zur Greisin, der vorher von eine Chance zur Besserung gewährt wurde.

Oder bin ich einer der 20’000’000 im Weltkrieg II umgebrachten Russen – oder überhaupt ein versehrter Mensch aus irgend einer menschengemachten oder auch naturverursachten Katastrophe –, so sagt mir der New Age-Esoteriker in seinem Reinkarnationswahn wohl schlicht ins Gesicht, ich könnte mich ja mittels eines Rückführungskurses – nicht billig allerdings! – über meine früheren Sünden aufklären lassen, mit welchen ich mir meine lebzeitlichen Leiden eingebrockt habe.

Es ist zu fragen, warum von den derart verhöhnten Menschen keine Proteste zu hören sind? Und warum gar eine Institution wie die Schweizerische Mustermesse dieser Scharlatanerie Kongressräume bereitstellt?

Übersieht der vom Reinkarnationswahn befallene Mensch die schändlichen Konsequenzen seiner Gesinnung? Naive „Adepten" vielleicht; ihre „Grossen Meister" wohl kaum, denn sie stellen das Attraktionsvermögen ihrer hintergründigen Phantasmagorien ja in den Dienst ihres Einkommens. Symptomatisch für alle Karma-Glaubensrichtungen kommt das in Organisation und Lehrtexten eines in Basler Kreisen sZt besonders illustren „Heilers" enorm eindrücklich zum Ausdruck. Für etliche Tausend Franken „Kurs"-Gebühren kann Weib- & Männlein sich „nach gründlicher Vorbereitung" im „Kreis der Auserwählten" bei diesem „Pentanalogie"-Meister, „Radial-Analogie"-Heiligen und „Amurana"-Hohenpriester aus der „Masse" heraus und in die „Elite" hinein „individualisieren". Denn es bekommt für seine Angst und sein Geld die Perry Rhodan-Weisheit mit auf den Weg (ausgezeichnet durch die „10er, 12er, 14er, 16er und als Krönung die 18er" -Stufe), dass unsere Menschheit auf einen „Strafplaneten" oder „gleichsam" auch in ein „alchemistisches Laboratorium" versetzt sei, wo die „Götter" aus einer „niederen, aber lebenden Masse ein Veredlung" anstreben und diese Masse, „wenn sie nichts mehr hergibt, vernichtet wird (z. B. Sintflut, Sodom und Gomorrah etc.)". Wer das „nicht erkennt, ist blind, verdorben, dumm oder total beschränkt", behauptet der Guru, denn er musste sich seine Weisheit nicht etwa aus dem Wissen der Menschen erarbeiten, sondern ihm wurden „am 6. 6. 1954, um 22 Uhr [Sr. Heiligkeit Geburtsjubiläum und alle Zahlen selbstredend numerologisch sehr bedeutsam! – Anm. des Autors]… während vier Tagen und vier Nächten (bis am 10. 6. 54 um 22 Uhr)" die „Informationen und die dazugehörigen Zeichnungen von einer sehr hohen, aber nicht an ein System gebundenen Kraft diktiert oder eingegeben". Allerdings scheitert, wer nicht bereit ist, die in xmal mindestens 100-Franken-"Kurs"-Tagen (in den „Zentren" Basel und Cadaques in Spanien zu absolvieren; freiwillige Zusatzspenden werden gerne im „Göttergarten"-Verein entgegengenommen) pausenlos repetierten Regeln „ohne Skrupel, ohne Mitleid und ohne falsche Gefühlsduselei anzuwenden". Nur „dann gibt es sie wirklich, die Reinkarnation und später die Erlösung aus dieser irdischen Welt".

Es ist ganz gleichgültig, hinter welchen Mätzchen diese Lehrer ihre besonderen Glaubensrichtungen verbergen. Der Zitierte ist vielleicht etwas offener als seine Kumpane, aber die Konsequenz jeder Reinkarnationsvariante ist letztlich dieselbe, wird sie mit dem üblichen, unserer Gattung im allgemeinen angeborenen gesunden Menschenverstand betrachtet. Schon ein durchschnittliches Vorstellungsvermögen lässt drastisch erahnen, welch schändliche Mentalität sich hinter den Reinkarnationslehren verbirgt, sobald sie mit allen bisherigen Untaten unter Menschen – den Kriegen, den Holokausts, den Verfolgungen usw.! – in Relation gesetzt werden. Es ist deshalb auch ganz klar, dass derartige Hirngespinste lieber als „esoterisch" (eben: „geheim"-„wissenschaftlich" gepriesen werden, nur für „Eingeweihte" reserviert bleiben und jenen, die „ES nicht verstehen", jede rationale Begründung verweigert wird: „Niedrige Materialisten" sind unzugänglich für die licht-geheimnisvollen „Götter, Mächte, Elemente" oder Energien" und unfähig, mit Runen-, Zahlen- und all dem anderen Zauber umzugehen.

Äußerst eindrücklich ist da der allen gemeinsame Analogismus, wonach zunächst zu glauben ist, was es nicht gibt aber geben sollte, dann aber das, was es tatsächlich gibt, keineswegs so sein kann, wie es ist. Solch „ganzheitliche" Weisheit des sog. Neuen Zeitalters ist, wenn kein direkter Draht zu den Hohen Mächten da ist, aus den viel bemühten „Uralten Heiligen Schriften" zu beziehen; je älter desto besser und am liebsten aus „verlorenen", nur dem Ganz Grossen Meister dahier wieder zugefallenen Werken. Dass diese Texte aus der Kindheit und noch dazu aus grossen Krisenperioden des Gehirntieres Mensch stammen und daher mit mehr Recht als naiv denn als weise zu lesen wären, kümmert unsere EsoterikerInnen wenig; denn gerade das zur Zeit der Niederschrift Unverstandene in diesen Berichten bietet ja Gelegenheit zu beliebig absurder Interpretation. Indes, die Reinkarnationsgläubigen sind nun nicht nur mit einem besonders mitleidigen Belächeln abzutun weil sie zu Abertausenden wähnen, einmal dieselbe berühmte Persönlichkeit gewesen zu sein; vielmehr sind sie zu ermahnen, die Konsequenzen des Wahns gründlicher zu überdenken und ihm nicht Millionen und Abermillionen grausamst misshandelter und umgekommener Menschen als Übeltäter „im vorherigen Leben" zu opfern.

Praxis der Reinkarnation am Beispiel des Holokaust

„Jede neue Existenz ist durch die Vergeltungskausalität der Tat (=Karma), d. h. durch das Verhalten im vorherigen Leben, bestimmt" – Meyers Enzyklopädisches Lexikon.

Bilddokumente und Text im Folgenden aus: Eugène Aroneanu und Französisches Büro des Informationsdienstes über Kriegsverbrechen (Hrsg.) Konzentrationslagerdokument F 321 für den Internationalen Militärgerichtshof – Nürnberg (Nürnberg 1949).

Bildlegenden zitiert nach Karl (gen. Charles) Gruber Radial-Analogie (Basel 1987f).

 „Unser Planet ist ein alchemistisches Laboratorium...

 ...in dem aus einer vorhandenen niederen Masse...

 ...[die] vernichtet wird, wenn sie nichts mehr hergibt...

 ...[und wo] durch mehr oder weniger geeignete Methoden...

 ...mit den dazugehörigen Aktionen und Reaktionen...

 ...ohne Skrupel, ohne Mitleid und ohne Gefühlsduselei anzuwenden...

 ...durch die Mächte eine Veredlung angestrebt wird...

...Das ist das Los der großen Masse, die immer das annehmen muß, was ihr zukommt und keine Möglichkeit hat, das Karma selbst zu bestimmen:

Zahl der Toten

Prozentsatz – Bilanz

„Folgende kleine Bilanz kann ich aufstellen: Im Moment meiner Ankunft waren ungefähr 17’000 russische Offiziere und Soldaten im Lager. Nach Ablauf von zwei Monaten waren 12-13’000 Kameraden der ersten Stunden verschwunden; 3-4’000 waren noch am Leben."

„Ins Lager von Mauthausen kamen im ganzen 9’000 Franzosen, von denen am 30. April 1945 noch ungefähr 4’400 am Leben waren."

„Die französischen Juden wurden nicht besser behandelt. Es bestand keinerlei Unterschied. Die polnischen Juden wurden sofort bei ihrer Ankunft im Lager vernichtet. Die französischen Juden einige Zeit nachher."

„Von 80’000 aus Saloniki (Griechenland) deportierten Juden sind etwa noch 100 am Leben. Von der 120’000 aus Frankreich deportierten Menschen werden nur etwa 5 Prozent zurückkommen. Eine Schätzung ist schwierig."

„Wenn man die Statistiken der Arier und Nichtarier, die in diesem Lager umgekommen sind, vergleicht, so kommt man zu der Schlußfolgerung, daß der Prozentsatz 3 bis 5 Prozent Arier und 95 bis 96 Prozent Nichtarier beträgt. Das heißt, daß, wenn man eine Ziffer von 4 Millionen in Auschwitz Umgekommenen anerkennt, 250’000 Arier dort gestorben sind, während der Rest Juden sind. Wenn man die Ziffer der Umgekommenen mit 3 Millionen annimmt, so wird die Zahl von 250’000 für die Arier etwa die gleiche bleiben, während die Zahl der Juden sich entsprechend ändert."

„Die Zahl der nach Auschwitz gebrachten Frauen war bei ihrer Ankunft 93’000; bei ihrer Abfahrt zur Arbeit nach Lothringen war die Zahl auf 12’000 gesunken: 86’000 Frauen waren in zwei Jahren gestorben. – Die Sterblichkeitsziffer in den Männerlagern war noch höher."

Praxis der Reinkarnation am Beispiel pervertierter Heilangebote

Angebot (DM 480,- + 1’500,- für 1 Woche Aufenthalt; bbi-Hervorhebung) aus einem – reichhaltig mit Reinkarnationshinweisen gespickten – "Ferien-, Seminar- und Therapiezentrum"-Katalog, vorgestellt von einer "NLP-Ausbilderin, Psychosynthesetherapeutin, Erfinderin der Humor- und Lachtherapie 'Lach & ChAos'".

 Ein "Pfad der lachenden Herzen" Ferienseminar Nr. 4

Wenn Du Lebensfreude, Lebendigkeit und den Humor des Lebens liebst

Wenn Du Innigkeit, Liebe, Tiefe und Geborgenheit suchst

Wenn Du über Deine Grenzen hinaus ins glücklich lachende Herz willst……

Der Pfad der lachenden Herzen ist ein ganz neuer Weg. Er ist für alle, die sich spielerisch leicht selbst erfahren möchten und darüber hinaus das Glück der eigenen Seele erfahren möchten.

Ernsthaft und humorvoll gehen wir auf die Suche nach dem Sinn des Lebens, viel mehr aber auf die Suche nach dem Unsinn des Lebens.

Dabei begegnen uns alle Themen des Menschseins, Liebe, Partnerschaft, Träume und Ängste, Glück und Trauer, Reinkarnation und spirituelle Selbstfindung. Die Themen werden von den Seminarteilnehmern mitgebracht. Jeder wird da abgeholt, wo er gerade steht und weiter auf seinem Weg der Lichtwerdung geführt.

Da wir aber den Weg der lachenden Selbsterfahrung gehen, suchen wir ganz besonders den Weg des innerlichen Glücklichseins über Witz, Humor und Nonsens [sic!].

Unsere paradoxe Humor- und Lachtherapie „Lach & ChAos" gibt ihr Bestes, so daß uns das Herz auf und über geht.

Es erscheint offenkundig, dass sich die im begleitenden Foto heiter lachende Psychosynthesetherapeutin noch nie Gedanken gemacht hat über eine Synthese des psychologischen Erregungshintergrundes des Reinkarnationswahns. Und deshalb ist wohl auch kaum zu erwarten, das Ziel ihrer "Lach & ChAos"-Therapie sei als Verspottung und Verhöhnung des Reinkarnations-Nonsense, einem „Unsinn des Lebens" gedacht.